„Losgelassenheit ist nicht alles, aber ohne Losgelassenheit ist alles nichts“ Brigitte Karmus

Brigitte Karmus, mein erstes großes reiterliches Vorbild war unter anderem Weltmeisterin im Dressurreiten Islandpferde. Niemand saß so schön auf dem Pferd wie sie, für den Betrachter schien ihre Hilfengebung unsichtbar. Mich rührte es immer fast zu Tränen sie reiten zu sehen. Einer ihrer Leitgedanken war „Losgelassenheit ist nicht alles, aber ohne Losgelassenheit ist alles nichts“. Als Kinder haben wir uns ein wenig vor ihr gefürchtet. Zu mir hat sie mal gesagt „Du sitzt da obn wia a Klecks Butter af a haßen Kartoffi!“.

Sie war selbst Perfektionistin und eine strenge Lehrerin, aber eine feine Seele mit viel Humor. Ich hätte sie gerne besser gekannt!Ich bin sehr traurig, dass ich sie nicht nochmal treffen durfte und mit ihr reden!

Ihr Vorwort zu meinem ersten Buch wird sicher nie an Gültigkeit verlieren:

Von der Dehnungshaltung zum Traumtölt-was für ein schöner Titel für ein Buch über Gangpferdereiten! Vor meinem inneren Auge sehe ichTölter in natürlicher Aufrichtung und mit tragendem Rücken, stolzen wachen Augen, in denen sich Weite und Freiheit ihrer ursprünglichen Heimat weiderspiegelt. Ich sehe diese elastische Welle, die vom wippenden Schopf bis zur Schweifspitze durch das ganze Pferd federt. 

Un traurig frage ich mich heute immer öfter : Wo ist diese Welle geblieben. die mir von meinen ersten Töltversuchen bis zum heuteigen Tag als Gtradmesser für den reinen Takt immer hilfreich zur Seite stand? 

Vor allem in der gehobenen Sportreiterei ist der saubere Takt nicht mehr oberstes Ziel. Honoriert wird hohe Spannung mit extremen Bewegungen. Die Blicke sind auf die Vorhand fixiert . Taktklaren Tölt zu reiten ist eine Herausforderung und sollte auf Wettkämpfen entsprechend belohnt werden.  Die Islandpferdeszene ist rückläufig, immer mehr Reiter wenden sich vom Turniersport ab, was bei der heutigen Materialschlacht  nicht verwundert. Die jetztige Regel, ein Plus für sauberes reiten zu vergeben, bringt nichts, wenn es nicht in der Note zum Ausdruck kommt.

Anatomisch richtiges Reiten und pferdegerechte Ausbildung soll für jeden Reiter das Ziel sein-aus Respekt gegenüber diesem liebenswerten Geschöpf, dem Islandpferd, das uns mit seiner Freundlichkeit und Vielseitigkeit, seinem unermüdlichen Arbeitseifer und besonderer Gangveranlagung so glückliche Stunden beschert. Wir stehen in seiner Schuld!    Brigitte Karmus