Leserbrief an „Das Islandpferd“ bzgl Artikel von CAROLIN RUDAT Islandpferde vertikal reiten

Meine Gedanken zu dem Artikel CAROLIN RUDAT: Islandpferde vertikal reiten nach Manuel Jorge de Oliveira

Ich weiß ganz ehrlich gar nicht wo ich anfangen soll, bei der Zäumung auf Kandare?  Bei der angeblich individuellen Ausbildung / Haltung?  Bei den Aufwärtsparaden? Bei dem Trugschluss ein Pferd, das den Kopf oben hat wäre versammelt? …


„Die Kombination Kandare Unterlegtrense ist eine Übergangszäumung, mit der einerseits ein Einrollen und eine zu tiefe Halshaltung verhindert werden kann (Unterlegtrense) und andererseits das präzise Einstellen des Genicks ermöglicht wird (Kandare)“

Bei korrekter pferdegerechter Grundausbildung, über den Rücken, mithilfe der Dehnungshaltung ist es unnötig sich einer Kandare zu bedienen. 

Rollt sich das Pferd ein, sollte sowohl die Einwirkung der Hand überprüft werden, als auch ob das Pferd, für das was von ihm verlangt wird, ausreichend Kraft hat und auch ob die Mechanik stimmt. Und wenn eines nicht der Fall ist, möchte ich das sehen um daran arbeiten zu können, das Pferd also reell auszubilden, nicht mit Tricks/ Kandare vertuschen

Wer gelernt hat, ein Pferd mittels Stellung und Biegung in Balance zu bringen braucht auch für die „Einstellung des Genicks“ keine Kandare

Im Gegenteil, bei korrekter Reitweise von hinten nach vorne entsteht eine relative Aufrichtung entsprechend des Ausbildungsstandes des Pferdes von selber, es gibt da einen schönen alten Satz: „Das Pferd sucht, der Reiter gestattet“…so sollte es sein…


„Werden Kopf und Genick mit der Trense nach unten gezwungen können sogar ernsthafte Verspannungen am Hals und an den Ganaschen die Folge sein“

Ja, das ist so, egal mit welchem Gebiss man das Pferd zäumt… jedes Gebiss ist so sanft oder scharf wie die Hand dahinter, aber man wird sicher mehr Pferde mit Genickbeulen finden, die auf Kandare gezäumt und absolut aufgerichtet werden als mit Trense! Oft absolvieren sie in der, durch die Kandare erzwungen Haltung, Lektionen für die sie die Kraft eigentlich gar nicht haben. 

Teils hört man den Satz: „Ich brauche die Kandare nur drinhaben, dann brauche ich gar nichts mehr machen und er läuft super“…schöner vergleich meiner Ausbilderin: „Würde man dir ein Sushimesser an den Hals halten, würdest du dich auch ganz ruhig halten, aber bist du dann zufrieden und losgelassen?“

Beziehungsweise, müssen es wirklich zwei Eisenstangen in einem feinen ( Pony)Maul sein? Wenn man reell ausbildet nicht


„Echte Beizäumung bietet das Pferd von sich aus an , wenn es körperlich dazu bereit ist…“

Ja so ist es und dafür sollte keine Kandare von Nöten sein.

In dem Artikel wird mehrfach betont, dass es den Vertikalreitern um eine individuelle Ausbildung auf Grundlage der Biomechank des Pferdes geht, die Lektionen dienen dem Pferd und nicht das Pferd der Dressur, außerdem dass in dieser Reitweise alles so harmonisch und leicht ist:

Ich habe vor einigen Jahren zwei Kurse Manuel Jorge Oliveiras als Zuschauerin besucht, ich gucke mir alles an und bilde mir selber ein Urteil.

Ich konnte einige sehr unschöne Szenen beobachten, ein Pferd das stunden lang damit drangsaliert wurde fliegende Galoppwechsel zu springen, für die es einfach nicht durchlässig genug war. Ein Isländer, der in meinen Augen, von der Grundausbildung her überhaupt nicht piaffereif war, der völlig zu gemacht hat als er über die Hand auf dem Platz gehalten wurde und hinten „touchiert“ ( immer fester), dann daraus in einem entsetzlich verspanntem Galopp in Schräglage auf dem Zirkel geschickt wurde um dann bei A wieder das Gleiche über sich ergehen lassen zu müssen .

Das ist das Gegenteil von „die Dressur ist für das Pferd da“!

Dennoch war diese Besitzerin glücklich nach der Stunde, sie möchte jetzt nur noch so reiten, das arme Pony war ganz sicher andere Meinung…ich weiß es nicht, schalten die Frauen ihr Denken/ ihr Gefühl  aus wenn ein portugiesischer Mann im Cape mit dem Nachnamen Oliveira in der Mitte steht? Ich habe den Kurs vorzeitig verlassen…


Zur Individualität der Methode, „Jedes Pferd wird in individueller Kopf-Halshaltung geritten“, wenige Zeilen später liest man „ durch Aufwärtsparaden am Trensenzügel wird das Pferd dazu veranlasst, den Kopf in dieser Position zu halten“   das heißt, sie dürfen nicht runter!!!

Die Pferde haben mir gelehrt, dass er einzige Weg um jemals an das „über den Rücken tölten“ ranzukommen die reelle korrekte Dehnungshaltung ist bzw dass das Pferd lernt zur Hand zu suchen, die HH drunter k a n n…!!“


Caro Rudat sagt in diesem Artikel „ Ich habe vorher sehr viele Wege und Trainigsmethoden ausprobiert von der Dualgassen bis zum klassischen Reiten in Dehnungshaltung mit vorwärtspushen“    

Dualgassen mögen ein Hilfsmittel sein für Reiter die nicht über Kenntnisse bezüglich Stellung und Biegung verfügen, mehr aber nicht.

Klassisches Reiten hat nichts mit vorwärtspushen zu tun, ja es muss vorwärtsgedacht werden, das geht leider in einigen Strömungen gerade verloren, es wird viel rückwärts geritten, von vorne nach hinten, nicht nur in den Oliveira Stables, auch in der Fn  und teils auch in der akademischen Reitkunst z.B….. 


In dem Artikel wird die Ausbildung von Balletttänzern angeführt, um die Trainigsphilosophie der „Schulgangarten“ also in Versammlung zu erklären. „Die Lektionen sollen langsam bewusst ausgeführt werden , dennoch energisch“. Dem ist nichts entgegen zu setzen, aber die Vorbereitung ist hier entscheidend. 

Balletttänzer tanzen erst auf der Spitze nach jahrelanger Vorbereitung und die Dehnung ist das entscheidende Element in ihrem Alltag!! Ohne die Dehnung, auschließlich durch  Krafttraining würde alle Leichtheit verloren gehen, alle Geschmeidigkeit…jeder der schon einmal selber etwas Sport gemacht hat weiß das

Gute Muskeln entstehen durch den Wechsel von Anspannung und Entspannung

Diese Schulgangarten werden in dem Artikel als „Grundlagenarbeit“ bezeichnet…Schulgänge sollten das Ergebnis langjähriger Vorbereitung sein! Das Kennzeichen eines Schulschrittes ist Versammlung, die steht aber nicht umsonst am ende der Skala der Ausbildung


Sie schreibt dann später „ in dieser Grundlagenarbeit bleibt der eine oder andere Aspekt sicherlich mal unberücksichtigt zb das treten unter den Schwerpunkt, aber Zweck und Ziel dieses Trainings ist ein anderer, nämlich jedes Bein bewusst zu setzen und jedes Gelenk zu beugen, ohne das Pferd zu halten, es soll sich selbst ausbalancieren….

Wohin werden die Beine denn dann gesetzt? In einem Bein, das nicht unter den Schwerpunkt kommt, wird auch kein Gelenk gebeugt. 

Aus absolute Aufrichtung (Kopf hoch, Rücken weg, Hinterbein schiebt steif gegen den Rücken)wird nie Versammlung entstehen. 

Versammlung kann nur entstehen durch/ nach reelle Grundlagenartbeit, bei der die Hinterbeine zum Schwerpunkt gearbeitet werden!! 

Das was nach diesem Artikel geschehen wird, ist dass die Leute hergehen eine Kandare einschnallen und langsam reiten! Dies ist ohne die entsprechenden Voraussetzungen von Reiter  u n d Pferd eine Katastrophe für die Pferde, speziell für die Isländer…schon dreigängige Pferde stabilisieren sich bei dieser Vorgehensweise über den Unterhals werden zu Schenkelgänger wenn nicht sogar Passgängern…


„In natürlicher Aufrichtung kommt das Pferd vorne zu tief geht die HH verloren.“

Was ist denn das für eine Aussage?

In einer absoluten Aufrichtung, also durch die Hand, wie es in den Oliveira Stables praktiziert wird, laufen die Pferde immer auf der Vorhand weil die HH nicht drunter ist und sie das was da von innen verlangt wird gar nicht reell tragen können, der Kopf ist zwar hoch, aber deshalb ist das Pferd nicht versammelt, die Hanken nicht gebeugt…es geht immer um relative Aufrichtung egal wie hoch der Kopf!!


„Manchmal sind die Kollegen ja im Viereck etwas drüber. Gibt man ihnen dann die Zügel und lässt sie Schritt gehen , regelt sich das“ 

Pferde die Stress bekommen weil die Zügel aufgenommen werden haben einen Grund dafür, das lässt sich mit reellem Reiten abstellen- ohne Kandare. Es geht hier um ein Reiten über den rücken in Balance, das Suchen zur Hand

Durch das Reiten in Dehnungshaltung werden reelle Muskeln an Oberhals, Rücken, Bauch und Hinterhand aufgebaut um die Pferde dann irgendwann relativ(!) zu ihrer Bemuskelung mehr und mehr aufrichten zu können-  nicht über die Hand ( „leichte Aufwärtsparaden“) 

Ich schreibe dies alles nicht um mich wichtig zu machen, ich hätte mir auch meinen Teil denken können, aber es ich habe mich hingesetzt mir die Zeit genommen dies aufzuschreiben – kurz gesagt den Pferden zuliebe.

Für die, die es interessiert, es gibt viele sachverständige Quellen um Zusammenhänge diesbezüglich nachzulesen, eine zeitlang war es Gerd Heuschmann, auch bei Helle Kleven, Weingand/ Möller, Welter- Böller, momentan bemüht sich Julie von Bismarck sehr um Aufklärung, findet man auch auf Facebook… und viele andere!

Egon von Neindorff,  v Schwabel, sogar Quellen der spanischen Hofreitschule in Wien und unten eine sehr altes Wissen:

Von K Günther 1865  – Die topographische Myologie des Pferdes

Wird den Rückenmuskeln ihre Stütze an den Halsmuskeln durch hohes Aufrichten des Halses und Kopfes entzogen, so geht wiewohl die Hinterschenkel-und Lendenkraft dadurch nicht beeinträchtigt werden, der b e s t e  Theil der Rückenkraft verloren: die langen Dornfortsätze des Widerrists werden nicht mehr oder nur wenig nach vorn fixiert, die obere Stütze des Bogens der Wirbelsäule ist verloren, – die schönen langen Hebelarme, die den mächtigen Einfluss der oberen Abteilung zum sicheren Erheben und Tragen des Vordertheils auf die Wirbelsäule übertragen und durch ihre feste Fixierung nach vorn die obere Stütze des Bogens der Wirbelsäule bilden sollen- weichen  unter der Kraft derselben nach und nach rückwärts und würde n dadurch mit ihrer ganzen Kraft auf Einbiegungen des Rückens hinwirken, ja sogar in dieser  nachtheiiligen Rückwirkung noch durch die untere Abtheilung unterstützt werden, wenn nicht die Bauch –und Respirationsmuskeln den Nachtheil auszugleichen bemüht wären

Diese müssen dann aber um so kräftiger für Spannung des Bogens der Wirbelsäule eintreten, wie Hals und Kopfdurch den Widerrist  mehr genähert  sind, und eine entsprechende Einübung der oberen Abtheilung des langen Rückenmuskelsund der Hals –und Kopfstrecker fehlt. Das Zwergfell wird unter solchen  Umständen in die hintere Abtheilung gedrängt und durch die Inspiration eingeschränkt, die hintere Abtheilung kann fast nur alleine zur Thätigkeit gelangen, verlangt aber ausserdem noch Feststellung ihrer Anheftepunkte an den Rippen;  diese sind aber durch  die Expiratoren, die dann der Rückenhaltung dienen müssen, nach rückwärts gehalten und müssen nun durch die Inspirationsmuskeln nach vorne dirigiert und hier festgestellt werden. Eine ausgiebige Respiration ist nicht möglich, und damit fällt die erste Bedingung der Ausdauer im Dienste , zugleich mit Verminderung der Rückenkraft. Der Reiter sitzt aber in demselben Masse sicherer, wie er durch solche Haltung die Leistungsfähigkeit des Thieres schwächt.


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